Dreharbeiten,  Filmprojekt

Der Wolf ist im Kasten

Es war eine unheimlich intensive Zeit. Vom 18. August bis 15. September 2019 wurde aus dem knapp 60-seitigen Drehbuch, der Shotlist, dem Drehplan der SPIELFILM gedreht. Über 30 Menschen vor und knapp 30 Menschen hinter der Kamera haben dabei mitgewirkt.

Drehtag Neun führte das Team an die Hafenstrasse an der Côte d’Azur… oder besser gesagt nach Nods, wo Heiri eine rasante Verfolgungsjagd im Auto bestreiten muss. Bremsen und Kupplung unserer Fahrzeuge wurden arg beansprucht und das Filmteam regelrecht durchgeschüttelt. Dafür wurden wir mit einem währschaften Zmittag auf dem Jura belohnt. Danach reisten wir nach Aarberg, wo wir aus den Büros der autoweibel AG eine moderne Polizeistation machten. Und da wir nachts drehten, mussten wir mit etwas Aufwand die Büros taghell beleuchten…

Am Sonntag in die Schule? Und auch noch freiwillig? Rund 20 Jugendliche haben das jüngst für unser Filmprojekt getan. Am Gymer Muristalden hatten wir den Dreh mit den meisten Darstellern. Die Arbeit mit einer Tschuppele Jugendliche hatten wir uns anstrengend vorgestellt – machte aber am Ende riesig Spass, weil alle aufmerksam und motiviert mitmachten. Und so sind am zehnten Drehtag tolle Aufnahmen aus der Vergangenheit der Zwillinge Marc und Lars entstanden. Bei einem leckeren Zmittag von unserem Cateringpartner Metzgerei Bernhard Schaufelberger wurden in der Crew manche Schulgeschichten ausgetauscht.

Originaldrehorte – keine Studiosets. Das ist die Prämisse, unter der unser Film entsteht. Das heisst auch: auf Gedeih und Verderb dem Wetter und den Umständen ausgeliefert zu sein. In Yvonnand wollte die Sonne nicht so recht zwischen den Wolken durch scheinen. Auch wenn der Drehplan eine Badeszene vorsieht. Jä nu…
Am Abend des elften Drehtags dann in einer Wohnung nahe Bern: hier verwandeln unsere Lichtkünstler Wohnzimmer und Kinderzimmer in eindrucksvolle Erzählwelten. Unsere älteste Darstellerin und der jüngste Schauspieler haben ihren letzten Einsatz, der noch einmal fordert. Rührende Szenen aber auch beängstigende Vorzeichen werden im Film zu sehen sein.

Drehtag 12 gehörte ganz und gar unserem Filmpaar Heiri und Rita Weber. Wir erfahren, wie der suspendierte Hauptkommissar fern ab der Heimat Faden für Faden des Fall Flückiger aufnimmt und zu einem undurchdringlichen Netz spinnt. Wir erleben, wie Rita das Segeln erlernt und spannende Begegnungen hat, welche ihren Gatten der Lösung des Falls näher bringt. In einem hübschen Ferienhaus am Murtensee wurde das Filmteam unerwartet vor einige Herausforderungen gestellt, die es zu lösen gab. Da wird der Ton unter den Produzenten auch mal bestimmter. Doch am Ende finden wir gemeinsam Lösungen, unterstützen uns gegenseitig und fördern überraschende Lösungen.

Die Filmarbeit ist eine logistische Herausforderung. An jedem Drehort müssen zig Kilo Material ausgeladen und übersichtlich deponiert werden. Jedem Departement wird ein Platz zugeteilt, stets muss über die Materialschlacht die Übersicht behalten werden. Nach dem Dreh müssen die ganzen Koffer, Stative, Taschen, Körbe, Platten und Säcke wieder im Auto verstaut werden. Diese Aufgabe gleicht dem Tetrisspiel – und das Team wird darin Tag für Tag effizienter. Am Tag 13 wird uns bewusst, dass sich unsere Drehzeit aufs Ende zubewegt. Nach und nach müssen wir uns von lieb gewonnenen Schauspielern verabschieden, die abgedreht wurden. Die Müdigkeit wird grösser. Der Contdown startet…

Ein bis zwei Beleuchter, zwei Tonoperateure und ein Fokuspuller gehören neben dem Kameramann zwingend aufs Set. Wenn man es sich finanziell oder personell leisten kann, ist noch ein Runner im Einsatz, der dem Technikteam zuarbeitet. Bei unseren Dreharbeiten können wir auf viele tolle Helfer setzen, die einfach unglaubliche Arbeit leisten. Und so durften wir am Hafen von Estavayer-le-lac einmal mehr wunderbare Szenen drehen. Dies auch dank einer besonders fleissigen Mitarbeiterin: der Sonne. Am 14. Drehtag konnten wir noch einmal Statisten einsetzen, die den Szenen eine gewisse Authentizität verleihen. An diesem Tag hatte auch Co-Produzent Benoît Perritaz seinen Cameo-Auftritt als fescher aber etwas garstiger Hafenmitarbeiter. Kaum zu glauben, dass wir somit den drittletzten Produktionstag erfolgreich abschliessen konnten.

Ein Film wird selten chronologisch gedreht, sondern nach Möglichkeiten der Schauspieler, Locations und Tageszeiten. Und so führte uns der zweitletzte Drehtag zurück ins Pflegeheim Frienisberg und in einen Büroraum bei der autoweibel in Aarberg, wo wir schon mehrere Aufnahmen gemacht hatten. Als Schauspieler muss man einiges über sich ergehen lassen bzw. sich trauen, über das eigene ICH hinaus zu reagieren. So ist es wohl für unseren Hauptdarsteller Hans Baumann nicht gerade alltäglich, unseren prominentesten Mimen Gilles Tschudi am Schlawittchen zu packen und lauthals zu beschimpfen. Ein fesselnder Moment im Film „der Wolf ist tot“, auf dessen Fertigstellung wir uns heute schon riesig freuen.

Am 15. September fiel dann die letzte Klappe!
Der zweite grosse Meilenstein war erreicht: nach 16 Drehtagen sind alle Szenen abgedreht. Wir haben es sehr genossen, dass wir diesen letzten Tag in Aarberg verbringen konnten. Auf dem Plan stand eine Restaurantsequenz mit unseren prominenten Gästen Christian Stucki und Joël Gilgen, die mit Produzent Elmar Vatter ein feines Aare Bier auf der Terrasse des Restaurant Commerce tranken (schon frühmorgens). Dass dann auch noch alt Bundesrätin Eveline Widmer Schlumpf und Regierungsrätin Beatrice Simon auf dem Set auftauchten, war eine tolle Überraschung.
Pünktlich schlossen wir dann mit dem Martini – der letzte Take – die Dreharbeiten ab. Nach dem Retablieren des Materials luden wir Crew und Cast zum leckeren Fondue aus der Stedtli-Chäsi Aarberg ein – mit den langen Gabeln. Den Abend rundete die Aarberger Torte von der Bäckerei Steffen Aarberg süss ab – mit einem genialen Motiv aus Schoggi!
Mit einem gewaltigen Blumenstrauss bedankte sich das Team bei Anna Maria Nufer, die mehr war als Kostüm- und Maskenbildnerin am Set.
In den nächsten Wochen wird das Filmmaterial (rund 16 Stunden!) geschnitten – so, dass der Spielfilm zum 23. Juli 2020 für seine Premiere parat sein wird…